* 16. Dezember 1770 Bonn
† 26. März 1827 Wien
Beethoven wird mit Recht als
Vollender der Wiener Klassik bezeichnet. Diese Feststellung betont die
Kontinuität, mit der Beethoven die klassische Tradition weiter ausgebaut
und verfeinert hat. Gleichzeitig gibt sie einen Hinweis auf
den "Endzustand", die sein kompositorisches Schaffen auf die unmittelbare
Nachwelt ausgeübt hat: Vor allem die neun Sinfonien galten lange Zeit
als unübertreffbare Meisterwerke, die alle Möglichkeiten des
klassischen Musikstils abgedeckt und ausgeschöpft haben. Das sinfonische
Erbe Beethovens wurde darum von der nachkommenden Komponistengeneration
vorerst als Bürde und Verpflichtung empfunden.
Sinfonie Nr. 1 op. 21 C-Dur
Bei der Uraufführung der Sinfonie Nr. 1 im Jahre 1820 in der "Musikalischen Akademie" in Wien unterzog sich Beethoven einer doppelten Feuerprobe. Als erstes wollte er der Musikwelt beweisen, dass er in dieser Musikgattung gegenüber Haydn und Mozart bestehen konnte. Zudem sollte sein Ansehen als erster freischaffender Komponist mit einem selbst veranstalteten Konzert manifestiert werden. Der Einsatz lohnte sich und kurze Zeit später kommentierte die "Allgemeine Musikalische Zeitung" das Ereignis folgendermassen: "Endlich bekam doch auch Herr Beethoven das Theater einmal und dies war wahrlich die interessanteste Akademie seit langem...". Der Weg zur öffentlichen Anerkennung war damit erschlossen.
Bereits in dieser Ersten Sinfonie erweist sich Beethoven als Meister der dramatischen Gestaltung: Eine Dissonanz eröffnet das musikalische Geschehen der Adagio molto-Einleitung und führt mit zögernder Rhythmik und überraschender Harmonik voller Spannung zum energetisch geladenen Thema des Haupsatzes (Allegro con brio). Die dramatische Grundhaltung beherrscht auch den tänzerisch beschwingten zweiten Satz (Andante cantabile con moto) und verleiht dem mit Menuett überschriebenen dritten Satz einen deutlichen Scherzo-Charakter. Im Schlusssatz (Allegro molto e vivace) wird der Bogen zurück zum Anfang gezogen: Mit verhaltenem Humor stellt Beethoven wieder ein tastendes Adagio dem Hauptsatz voran, kulminiert die Spannung mit einer Fermate - bis er dem jugendlichen Übermut des Finales seinen freien Lauf lässt.
Die Sinfonie ist dem Hofbibliothekar, Diplomaten und Musikenthusiasten Bernhard Baron van Swieten gewidmet, der als Förderer von Mozart und Haydn nun seine diplomatischen Beziehungen dem jungen Bonner Meister zukommen liess.