Im Zentrum steht die konzertante Aufführung des Cellokonzertes von Richard Rosenberg - ein Musikereignis, das mit grossen Erwartungen an den jungen, hochbegabten Solisten und an die spätromantische Musik des noch zu wenig bekannten Schweizer Komponisten verbunden ist. Als Ergänzung zum Solokonzert des 20. Jahrhunderts erklingen in chronologischer Folge die ersten Sinfonien der grossen Wiener Klassiker. Hier wird die Zielsetzung verfolgt, Musik in ihrem entwicklungsgeschichtlichen Zusammenhang und als spontanes Konzertgeschehen zum integralen Erlebnis zu gestalten - zum Genuss und kreativen Hören zugleich.
Richard Rosenberg gilt als eigenwilliger Nachfahre der tonalen Musiktradition. Sein umfangreiches Oevre, das fast alle Formen von der Oper bis zur Blasmusik umfasst, ist stilistisch schwer zu definieren und wird sowohl mit Schoeck, wie mit Hindemith verglichen. Wechselnde Metrik und ein differenziertes Tonalitätsbewusstsein sind charakteristische Merkmale seiner Kompositionsweise. Der melodische Ambitus reicht von romantischer Ausdruckstiefe bis zu überraschenden, spritzig humorvollen Wendungen, die den jüdischen Esprit verraten.
Die chronologische Aufreihung erstgeschaffener
Sinfonien der sogenannten "Wiener Trias" (Haydn, Mozart, Beethoven) eröffnet
interessante Perspektiven. Haydn verfasste die Sinfonia Hob. I/1 als "Frühwerk"
im Alter von 29 Jahren, während Mozarts Sinfonie Nr 1, KV16 etwa 6
Jahre später als genialer Wurf des achtjährigen Wunderkindes
entstanden ist. Beide Kompositionen sind der italienischen Tradition der
Sinfonia avanti l’opera mit den Sätzen schnell-langsam-schnell verpflichtet
und gelten als unpersönliche Vorläufer der reiferen, viersätzigen
Kompositionen. Ganz anderst steht es mit Beethovens ersten, im klassischen
Stil verfassten Sinfonie op.21, die er nach verschiedenen Umarbeitungen
im Alter von 31 Jahren zur Veröffentlichung gegeben hat. Bereits die
überraschende Modulation im einleitenden Adagio weist auf die kühne
Tonsprache beethovenscher Prägung hin. Ähnlich urteilen seine
Zeitgenossen, wie die Kritik in der Allgemeinen musikalischen Zeitung vom
Januar 1802 beweist: "geistreich, kräftig, originell und schwierig,
nur mit Details hin und wieder zu schwer beladen......"
Katrin Dubach, Kuratorin
Stiftung Richard Rosenberg