* 31. März 1732 Rohrau bei
Wien
† 31. Mai 1809 Wien
Als Haydn mit 25 Jahren um
das Jahr 1757 seine Erste Sinfonie schrieb, stand er als "Directeur" (Kapellmeister)
in den Diensten des Grafen Morzin in Lukavec. Damals ahnte niemand, dass
er 50 Jahre später mit der Fülle und Vielfalt seiner über
100 Sinfonien massgeblich zur Popularisierung und Weiterentwicklung dieser
Musikform beitragen und als Vater der Sinfonie in die Geschichte eingehen
sollte.
Sinfonie Nr. 1 Hob. I/1 D-Dur
Haydn hat bereits in seinen ersten, mehrheitlich in Lukavec entstandenen Sinfonien seiner Freude am Experimentieren und Kombinieren von alten Traditionen mit neuen Ideen freien Lauf gelassen. Davon zeugt die aus jener Zeit stammende reiche Palette von drei- und viersätzigen Werken (inklusive Einbau des Menuettes) mit verschiedenster formaler Anlage, die sich in ihrem melodisch-thematischen Habitus vom leichten, galanten Musikstil bis zur strengsten barocken Polyphonie erstreckt.
Die Erste Sinfonie gestaltete der in Wien aufgewachsene und mit dieser Stadt sehr verbundene Autodidakt Haydn nach den Richtlinien seiner Vorbilder Wagenseil, Monn und Reutter, dank deren Bemühungen sich die italienische Sinfonia (Ouvertüre) als unabhängige Instrumentalform bereits etabliert hatte. Haydn übernahm die dreiteilige Anlage des Kopfsatzes mit einem Seitenthema in der Mollvariante und einer vollständigen Reprise. Sogar die thematische Eröffnung des ersten Satzes erfolgte nach bewährtem Muster: über getrommelten Orgelpunkten erhebt sich die Oberstimme bei gleichzeitigem Anschwellen des Orchesterklanges. Dieses als Mannheimer Walze bekannte Stilmittel wurde aber von Haydn nicht als leere Reverenz an Südböhmen eingesetzt, sondern als formales Werkzeug für die Gestaltung des durch Eleganz und melodischen Schwung ausgezeichneten Kopfsatzes verwendet. Das Andante erklingt, in Anlehnung an das Divertimento, mit einer auf die Streichergruppe reduzierten Instrumentierung, womit der verhalten-gravitätische Charakter unterstrichen wird. Rasche Wechsel zwischen Forte und Piano sind weitere typische Merkmale dieses Mittelsatzes wie auch des vitalen abschliessenden dritten Satzes in Form des Presto-Finale.
Trotz der Abhängigkeit von fremden Vorbildern hat diese Sinfonie dank ihrer Frische und Spontaneität schon zu Lebzeiten Haydns eine grosse Wirkung erzielt. Als bedeutendster Erfolg gilt der Abschluss des offiziellen Vertrages mit Haydns wichtigstem Musikmäzen, dem Fürsten Paul Anton Esterházy, der auf Grund dieses Werkes zustande kam.