Richard Rosenberg
     
     

    * 5. März 1894 Frankfurt am Main
    verstorben 1987 Hergiswil NW
     

    Der Komponist, Musiktheoretiker, Dirigent und Pianist wurde als Sohn eines Numismatikers jüdischer Abstammung am 5. März 1894 in Frankfurt am Main geboren. Nach einem Jurastudium und vierjährigem Frontdienst nahm Rosenberg 1920 Kompositionsunterricht am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt bei Waldemar von Baussnern. Erste Verpflichtungen als Dirigent und Korrepetitor in Mainz (1922) und Oberhausen 1924) boten gleichzeitig die Möglichkeit, eigene Orchesterwerke aufzuführen (u.a. Schauspielmusik und Pantomimen). Opernprojekte wurden mit den UA von Der Geiger von Gmünd (Dortmund, 1926) und Liebesspiel (Aachen, 1929) Realität. 1938 setzte das Hitlerregime seiner Musikerkarriere ein jähes Ende. Rosenberg floh über Italien in die Schweiz (Hergiswil/NW), wo er sich in grösster Zurückgezogenheit vor allem der Komposition von Chor- und Kammermusik widmete. Seine langjährige Erfahrung als Musikrezensent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kam nun dem Luzerner Tagblatt zugute. Daneben publizierte er musiktheoretische Abhandlungen zu den Klaviersonaten von Beethoven (1957) und Mozart (1972). Seine Kompositionen sind im Stil eines romantischen Klassizismus gehalten, bestechen durch reiche polyphone Schreibweise, melodische Tonmalerein und frische, scherzhafte Einfälle. Die Stiftung Richard Rosenberg, mit Sitz in Stans, widmet sich der Förderung der Musik von Rosenberg; sie leitet das CD-Projekt Musik in Luzern, eine klingende Musikgeschichte des Kantons Luzern.
     

    Cellokonzert (1942)

    Das Cellokonzert nimmt in Rosenbergs Gesamtwerk eine ganz besondere Stellung ein. Als einziges Instrumentalkonzert repräsentiert es die grosse Vorliebe des Komponisten für dieses Instrument. In die gleiche Richtung weisen auch die sorgfältige Behandlung der Solostimme und ihre klare Profilierung gegenüber dem Orchester, sowie die Dominanz des melodischen Ausdrucks, der nur selten ins Technisch-Virtuose gesteigert wird.

    Die Anlage des Cellokonzertes orientiert sich am klassischen Vorbild. Dies gilt für die Satzfolge (schnell-langsam-schnell), wie auch für das formale Konzept der beiden Ecksätze (Sonatensatz, Rondo). Das für Rosenberg charakteristische Spielen mit Tonart und Rhythmus auf kleinstem Raum zeigt sich bereits bei der Eröffnung des Ersten Satzes: Ohne seinen natürlichen Melodiefluss einzubüssen, durchwandert das Hauptthema verschiedene Tonarten, wobei auch der Rhythmus in feinen Nuancen angepasst wird. Eine wunderbar lyrisch-melodische Ausdruckswelt beherrscht diesen Satz, der im Mittelteil durch den Einschub eines Scherzos, anstelle der Durchführung, subtil aufgelockert wird.

    Der langsame Satz ist mit der Bezeichnung "Ruhig" überschrieben, womit nicht nur das Tempo sondern auch der interpretatorische Charakter klar bestimmt sind. Diese Vorgabe wird im Hinblick auf das kompositorische Konzept zwingend; nach der Einleitung erklingt in den Basstimmen ein sich immer wiederholendes Thema, welches diesem Satz die Form einer Passacaglia verleiht.

    Zögernd beginnt das Rondo in den Orchesterstimmen, bis das Soloinstrument einsetzt und die Führung übernimmt. Endlich kommen nun auch die spielerisch-virtuosen Möglichkeiten des Cellos zur vollen Entfaltung und führen wellenförmig in verschiedenen Steigerungen bis zum fulminanten Ende.